Erfolgreiche Teilnahme am Certamen Franckianum 2021/22

15.07.2022

„Latein ist eine tote Sprache" - eine typische Floskel, der man immer wieder entgegensteht, wenn man sich für die Sprache Latein entscheidet. Doch so tot ist sie eigentlich gar nicht. Beim diesjährigen Certamen Franckianum konnte dies nicht nur durch die Vortragsthemen inhaltlich, sondern auch zwischenmenschlich bewiesen werden.

Nach zwei herausfordernden Runden – zunächst einer 4-stündigen Übersetzung, dann einer 15-seitigen Hausarbeit - war ich stolz, von mir behaupten zu können, es in die dritte und somit letzte Runde des Certamens geschafft zu haben. Die Anreise nach Halle gelang - dank des 9€-Tickets - reibungslos. So konnte ich mich gemütlich am Montagabend auf den Weg zum ersten Kennenlernen der Juror*innen und meiner Mitstreiterinnen machen. Die harmonische Atmosphäre untereinander beruhigte mich vorerst und meine Aufregung war kaum noch spürbar. Bis der erste Groschen fiel: Ich hätte meinen eigenen Laptop und mein eigenes HDMI-Kabel mitbringen sollen. Panik. Weder einen Laptop noch ein HDMI-Kabel hatte ich dabei. Glücklicherweise konnten wir das untereinander klären und ich konnte noch einen Laptop organisieren, aber besonders förderlich für meinen zuvor eher beruhigten Gemütszustand war dieser erste Panikausbruch schonmal nicht. Alsbald im Hotel angekommenen, suchte ich so schnell wie möglich den Weg in mein Bett.

Am nächsten Morgen (28.06) war es dann soweit. Der Vortrag stand an und meine Aufregung stieg mit jeder Minute, der ich mich meiner Präsentation näherte. Angekommen im Hauptgebäude der Franckeschen Stiftungen, gelang es uns nahezu problemlos die Räume aufzufinden und mit der Technik umzugehen, sodass wir bereit waren, unsere Vorträge zu halten. Ich hatte das große Los gezogen als Zweite an der Reihe zu sein. Nach 15 Minuten Wissenspräsentation meinerseits über Kriegsrechtfertigungen im Laufe der Zeit: „bellum Gallicum" und der Irakkrieg im Vergleich, begann die Fragerunde, in der mich die Juror*innen über meine Thematik und mein Hintergrundwissen ausquetschen durften. Einige Fragen konnte ich schnell beantworten, andere konnte ich mehr oder weniger geschickt umgehen und andere auch nur mit einem Schulterzucken übergehen. Mit einem flauen Gefühl im Magen ging ich aus dieser Fragerunde hinaus. Das Schwierigste war nun aber geschafft. Es folgten noch zwei weitere Einzelgespräche, in denen es um mich, meinen Lebenslauf, mein gesellschaftliches und politisches Engagement, meine Zukunftspläne und meine Denkweise ging. Hierzu führte ich mit den Juror*innen teilweise sehr tiefgründige Gespräche, von Hobbys und Interessen über aktuelle kontroverse Themen bis hinzu lateinischer Grammatik. Es wurde alles gefragt und hinterfragt. Mit den Einzelgesprächen war ich zufrieden - ich wusste zwar weder, ob sie gut, noch, ob sie schlecht liefen, aber ich war mir und meinen Werten und Ansichten treu geblieben. Nach einem anstrengenden Tag ließen meine Mitstreiterinnen und ich den Tag mit Pizza und Pasta ausklingen.

Am Mittwochmorgen (29.06) packten wir unsere Sachen und machten uns auf den Weg zur LATINA August Hermann Francke. Dort wurden uns die Platzierungen bereits mitgeteilt, damit wir nicht überrumpelt werden würden. Nach der Bekanntgabe, wurde uns dann noch ein kurzer Vortrag, verbunden mit einem Rundgang, gehalten. Um 11 Uhr versammelten sich dann die Teilnehmer*innen, Juror*innen, Eltern und Kurse der jeweiligen Teilnehmer*innen (die Anreise der zukünftigen Lateinkurse des ÖDGs ist also durchaus erwünscht) im Freylinghausen-Saal.

Ich konnte beim Certamen Franckianum 2021/22 den 3.Platz belegen und gewann somit einen Reisegutschein der Elisabeth-Lebek-Stiftung in Höhe von 1000€.

Die Teilnahme an diesem Wettbewerb hat mir nicht nur die Kosten für meine nächste Reise gesichert, sondern ich konnte viel an Erfahrung sammeln. Dass die Sprache Latein lebendiger denn je ist, zeigten mir nicht nur die Vorträge, die im ständigen Bezug zu unserer heutigen Zeit stehen, sondern auch die Teilnehmerinnen, die ich dort kennenlernen durfte. Die Sprache lebt von den Menschen, die ihre Leidenschaft darin finden - und solchen durfte ich von Jung bis Alt kennenlernen.

Vielen Dank auch an meinen Lateinkurs, der mich so tatkräftig unterstützt hat.

Katrin Maria Halloul


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