Freunde gründen eine Schule

Entstehungsgeschichte des Freundeskreises

Es ist bei manchem schon in Vergessenheit geraten, aber zu sozialistischen Zeiten war das von Margot Honecker geführte Ministerium für Volksbildung stalinistischer und engstirniger als viele sogenannte andere Staatsorgane. Selbst zur Nationaler Volksarmee hatten die Kirchen engere Gesprächsfäden als zum Volksbildungsministerium.

Motive zur Gründung einer christlichen Schule

Es war äußerst schwierig, grundsätzliche Fragen über die Bildung unserer Kinder anzusprechen und einer anderen als der SED-Linie zuzuführen. Besonders Kinder aus christlichen Elternhäusern mussten immer wieder unter Drangsalierungen, Anfeindungen, Spötteleien leiden und waren in ihrem Fortkommen behindert.

Da ist es nicht verwunderlich, dass zu den grundlegenden Forderungen der Montagsdemonstrationen die Demokratisierung des Schulwesens gehörte. Als endlich die Möglichkeit bestand, die Fesseln des „einheitlichen sozialistischen Bildungssystems“ abzuschütteln, gab es viele interessierte Eltern, die nach neuen Wegen der Bildung für ihre Kinder suchten. So stieß auch ich, als interessierter Vater, auf einen dieser Gesprächskreise. Meine Aufzeichnungen helfen mir bei der Erinnerung, und so meine ich, dass eine Versammlung von ca. 30 Teilnehmern in der Katholischen Propstei am 20. Juni 1990 der erste Schritt zur Gründung einer Schule in freier Trägerschaft, getragen von hauptsächlich christlich motivierten Eltern und Lehrern, war. Eingeladen hatte zu dieser Versammlung Frau Helga Krusche. Und mit großem Engagement berichtete Frau Opelt-Stovesandt über das Bremer Ökumenische Gymnasium. Der Funke sprang über. Man war sich schon an diesem Abend einig, dass so eine Schule ökumenisch sein sollte, einem hohen Bildungsanspruch genügen müsse, Kinder aus allen sozialen Schichten aufnehmen solle, sich auch besonders dem Schicksal von körperlich behinderten Kindern zuwenden müsse und dass natürlich die spezielle Problematik des Religionsunterrichts besondere Aufmerksamkeit erhalten müsse. Die christliche Grundlegung dieser Schule sollte nicht nur durch ein Fach, sondern durch alle Fächer transparent hindurch schimmern.

Von der Idee zum tragfähigen Konzept

Eltern und Schüler erarbeiteten erste Konzepte, und so kam es am 29. Oktober 1990 zur Gründungsversammlung des Freundeskreises.

Soweit aus der Gründungsurkunde noch erkennbar, gehörten zu den Gründungsmitgliedern Frau Krusche, Frau Opelt-Stovesandt, Frau Kunert, Frau Könnecke, Herr H. Müller, Frau Habenicht, Herr Fritze, Frau Schmücker, Herr Bischoff und Herr Scharf. Zum Vorsitzenden wurde Herr Scharf gewählt, zur Stellvertreterin Frau Opel-Stovesandt und zur Schatzmeisterin Frau Krusche. Die Satzung setzte sich zum Ziel, „die Gründung des Ökumenischen Gymnasiums zu fördern und für dessen Fortbestand zu sorgen“. Die beschlossene Satzung enthielt leider eine kleine Unkorrektheit, so dass die Gründungsversammlung am 7. Dezember 1990 wiederholt werden musste. Insgesamt dauerte es noch bis zum 6. März 1991, bis der Verein in das Vereinsregister des damaligen Kreisgerichtes Magdeburg eingetragen werden konnte. Den Vorbereitungsarbeiten für die Schule tat dieses jedoch keinen ernsthaften Abbruch. An Schulkonzepten wurde gebastelt, nach einem Schulgebäude wurde gesucht. Und schon sehr früh entbrannte ein Streit darum, wie die Schulen in Magdeburg, und speziell unsere Schule. heißen dürfen. Drei Schulen mit unterschiedlicher Intention erhoben Anspruch auf den Namen „Domgymnasium“. Die Vertreter der Humboldt-EOS, der POS „Juri Gagarin“ und des zukünftigen Ökumenischen Domgymnasiums legten beim Stadtrat für Bildung und Sport, Uwe Bröker, ihre unterschiedlichen Argumente dar. Stadtrat Bröker fasste damals einen weisen Beschluss, der darauf hinauslief, dass eine der Schulen sich erst in den nächsten zwei bis drei Jahren den Namen „Domgymnasium“ erarbeiten müsse und dieser dann nicht ohne Zustimmung der Domgemeinde vergeben werde. Wir konnten mit dieser Entscheidung gut leben, waren wir uns doch ziemlich sicher, dass wir auf Dauer den geforderten Ansprüchen genügen könnten. (Siehe Bericht aus „Der Neue Weg“ vom 19. 1. 1991.)

Umfangreiche Vorbereitungen bis zum Schulstart

Die umfangreichen Vorbereitungsarbeiten zur Gründung der Schule ließen es bald als ratsam erscheinen, dem Vorstand selber als Beratungsorgan ein Kuratorium zur Seite zu stellen. Dieses wurde am 24. Januar 1992 unter Leitung von Herrn Dr. Banditt ins Leben gerufen. Mit dem Frühjahr verstärkten sich die Anstrengungen, die Aufnahme des Schulbetriebes zum Herbst 1991 sichern zu können. War der Antrag zur Genehmigung des Ökumenischen Gymnasiums in Magdeburg von uns am 11. Januar 1991 gestellt, so drängte ich mit Schreiben vom 17. April 1991 auf eine Entscheidung. Denn „trotz der breiten Zustimmung der verantwortlichen Behörden und Ämter und durch die Öffentlichkeit für das Ökumenische Gymnasium in Magdeburg, fehlt es bis zum heutigen Tag an konkreten und verbindlichen Entscheidungen.

Der Freundeskreis und das Kuratorium werden umgehend die Übernahme der Pädagogen in den Landesdienst beantragen und des weiteren den Antrag auf Verleihung der Anerkennung unseres Gymnasiums stellen. Wir bitten Sie, unser Anliegen auch weiterhin zu fördern und zu unterstützen.“ Dieses von Dr. Banditt und mir unterzeichnete Schreiben verdeutlichte die Dramatik der heraufziehenden Entscheidung. Zum 12. Juni 1991 luden wir zu einem Elternabend in den Remter des Magdeburger Domes ein. Eine Stunde vor Versammlungsbeginn wurde mir endlich per Boten der Genehmigungs- und auch zugleich der Anerkennungsbescheid für unsere Schule überbracht. Damit konnte ich der Versammlung Rede und Antwort stehen und die Gewissheit geben, die Schule pünktlich zum Schuljahresbeginn eröffnen zu können. In der Berichterstattung im „Neuen Weg“ vom 18. 6. 1991 hieß es, dass das „Bundesbildungsministerium“, die Genehmigung und Anerkennung erteilte. Mit der Kulturhoheit der Länder war die Genehmigungsbehörde natürlich das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes Sachsen-Anhalt. Man sieht an dieser kleinen Episode, dass auch in der veröffentlichten Meinung noch Unsicherheiten über die neuen Verwaltungsabläufe und Zuständigkeiten herrschten. Der Schulbetrieb konnte unter dem Direktor Wolfgang Froben pünktlich aufgenommen werden. Aus dem Improvisieren wurde nach und nach ein normaler Schulbetrieb.

Die Anstrengungen zahlten sich aus

Freilich hatten wir damals noch mit Unzulänglichkeiten zu kämpfen, die sich heute kein Mensch mehr vorstellen kann. Noch im Januar 1992 hatten wir Auseinandersetzungen mit dem Kultusministerium über die Höhe der Abschlagszahlungen, die uns für die Lehrervergütung zustanden. Wir sind dankbar, dass Lehrer und auch Eltern so manche Holprigkeit der Anfangszeit für ein Schulkonzept, dass sich erst Schritt für Schritt entfalten konnte, bereit waren hinzunehmen.

Das Ökumenische Domgymnasium erwarb sich jedoch recht schnell einen guten Ruf, so dass spätestens nach einjährigem Schulbetrieb allen klar war, hier entsteht eine leistungsfähige Schule, die Bildung und Erziehung auf der Basis christlicher Werte vermittelt. Das gute Schulklima sprach sich schnell herum.

Das zuvor erwähnte Kuratorium entwickelte sich mehr und mehr zum Gremium der eigentlichen Schulträgerschaft. Und nachdem dieses endlich am 7. Oktober 1992 als Verein eingetragen wurde, konnte zum 1. Januar 1993 der Trägerschaftswechsel vom Freundeskreis zum Kuratorium erfolgen. Seit dieser Zeit widmet sich das Kuratorium im engeren Sinne der Leitung des Ökumenischen Domgymnasiums, und der Freundeskreis konzentriert sich auf seinen ursprünglichen Zweck, „die Schule zu för dern und für dessen Fortbestand zu sorgen“.

Freundeskreis und Kuratorium sind eng miteinander verwoben. Mitglied im Kuratorium kann nur sein, wer Mitglied im Freundeskreis ist. Von Anfang an war der stellvertretende Vorsitzende des Kuratoriums Vorsitzender des Freundeskreises.

Heute umfasst der Freundeskreis ca. 800 Mitglieder und konnte in den letzten Jahren in erheblichem Umfang die materiell technische Ausstattung der Schule verbessern, Projekte der Schule finanziell unterstützen und auf Antrag Stipendien für Schülerinnen und Schüler vergeben, deren Eltern nicht in der Lage waren, das Schulgeld zu zahlen.

Hier können Sie die Satzung des Freundeskreises einsehen

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